High-Perfomance-Mind
Der Weg zu einem stärkeren Geist
Autor: Dr. Reiner Kraft, Tech-Innovator, Mentor und Coach sowie Entwickler des The Mindful Leadership-Ansatzes
Jede Führungskraft – insbesondere in stark von der Digitalisierung getriebenen Geschäftsfeldern und Branchen – kennt folgendes Szenario: Zunehmend digitale Business-Modelle und stark remote arbeitende Teams werden zu einer immer größeren Belastung für Geist und Körper. Um diese neuen Herausforderungen erfolgreich zu meistern, fehlt es vielen Digital-Leadern an den notwendigen Skills und Fähigkeiten, um in diesen Umfeldern nicht nur selbst die notwendige Leistung zu erbringen, sondern auch erfolgreich mit ihren Mitarbeitern zu kommunizieren, diese zu motivieren und ihnen die richtigen Strukturen zu bieten, damit auch sie sich weiterentwickeln können und zufrieden bleiben. Das Ergebnis ist oft ein hoher Stresslevel, steigende Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle – Endstation Burn-out. In der Folge sinken nicht nur Produktivität und Performance-Werte, sondern auch Gesundheit und Arbeit des Teams werden massiv beeinträchtigt.
Diesen Teufelskreis zu durchbrechen ist nicht leicht und erfordert viel Zeit und Ressourcen. Es kommt dabei darauf an, dass Manager erkennen, dass es ihnen vor allem an zwei wichtigen Elementen fehlt, um in Zeiten der Digitalisierung erfolgreich führen zu können: geistige Widerstands- und Leistungsfähigkeit – also an einem High-Performance-Mind. Dabei gilt es aber immer den alten Grundsatz zu bedenken: Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper. Es ist also auf dem Weg zum High-Performance-Mind essenziell, auch die Physis mit einzubeziehen und diese sukzessive ebenfalls zu verbessern.
Wie genau Führungspersonen ihren Geist pimpen und ihre geistige und körperliche Resilienz steigern können, zeigen die folgenden 3 Gedanken.
Gedanke 1: Nur wer im Hier und Jetzt lebt, erkennt das wirklich Wichtige
Gestern, heute, morgen – in den Gedanken vieler Executives verschmelzen diese temporären Ebenen oft wie ein Kaugummi und werden zu einer zähen Masse, die das Denken und das Treffen von Entscheidungen erschweren – unnötige Sorgen und Stress sind die Folgen. Es ist daher dringend nötig, sich von solchen Mustern zu verabschieden. Stattdessen sollten Führungskräfte aktiv daran arbeiten, sich im Hier und Jetzt zu verankern und sich des Moments bewusst zu sein – sie müssen mehr Achtsamkeit erreichen.
Es klingt zwar sehr abstrakt, aber Achtsamkeit – oder Mindfulness – lässt sich tatsächlich daten-getrieben messen: mit dem Level of Present Awareness (LPA). Dieser Wert stellt den Anteil der Zeit dar, in der Menschen in ihrer täglichen Wachphase produktiv arbeiten und Leistung bringen. Fun Fact: Unternehmenslenker haben trotz eines durchschnittlichen Arbeitstags von oftmals 12 Stunden lediglich einen LPA von ein bis zwei Prozent – ideal wären aber 15 – 20 Prozent.
Doch was tun, um produktiver arbeiten zu können? Einfache Übungen können hier schon große Verbesserungen erzielen: Es geht immer darum, den Moment bewusst zu erleben – ohne Ablenkungen und negative Gedanken. Versuchen Sie einfach einmal ganz bewusst zu duschen oder die Zähne zu putzen. Mahlzeiten wirklich zu genießen und sich auf die verschiedenen Texturen und Geschmäcker der Speisen zu konzentrieren, ist ebenfalls ein probates Mittel, um zu mehr Achtsamkeit zu kommen. Das Nonplusultra bleibt aber der Spaziergang in der Natur und das einsaugen aller Sinneseindrücke.
Gedanke 2: Positives Denken ist die Basis für den High-Perfomance-Mind
Nicht nur ein höherer LPA sowie gestiegene Achtsamkeitswerte sind wichtige Trittsteine auf dem Weg zu einem High-Performance-Mind – auch wenn sie auf eine elementare Fähigkeit einzahlen: die emotionale Intelligenz. Sie ist die Basis für jede wertschätzende und empathische Interaktion. Vielmehr geht es darum, den Geist wie einen Hochleistungsmuskel darin zu üben, einen stärkeren Fokus zu erhalten und weniger Stress aufzubauen. Das gelingt durch die gezielte Entrümpelung des ‚Speichers‘ und der Reduzierung unnötiger, negativer Gedanken und Glaubenssätze. Das Stichwort lautet hier: Mind-Management.
Die Methode beinhaltet eine Vielzahl von Tools, die passgenau für jede Person ausgewählt werden können. Ein Beispiel: Das Buch „The Work” von Byron Katie zeigt den Lesern, wie sie das Thema limitierende Gedanken angehen können.
Gedanke 3: Wenn der Körper schwach ist, hilft auch kein williger Geist
Wo gezieltes Achtsamkeits-Training und Mind-Management für sich genommen schon große Verbesserungen in der geistigen Leistungsfähigkeit sowie den Entscheidungsprozessen erzielen, dürfen sie doch nur der Anfang sein. Denn: Auch wenn der Fokus auf dieser Ebene massiv erhöht wurde und Aufgaben wesentlich schneller und effizienter bewältigt werden können, werden die Erfolge nicht nachhaltig bleiben. Sie werden nach und nach stagnieren und abklingen. Schuld daran ist der Körper, der nicht stark genug ist, um der neu gewonnenen geistigen Leistungsfähigkeit den nötigen Rückhalt zu geben. Es fehlt schlicht an Energie – oft ausgelöst durch schlechte Ernährung oder qualitativ unzureichenden Schlaf.
Hier kommt das Bio-Hacking ins Spiel: Durch die genaue Analyse und Kontrolle klar definierter Biomarker gelingt es, auch den Körper nach und nach zu stärken, um den kognitiven Fähigkeiten eine echte physische Rüstung zu bieten. So gelingt es, ein genaues Bild der körperlichen Verfassung eines Menschen zu bekommen und ggf. bei festgestellten Mängeln auszugleichen bzw. zu optimieren. Im Zentrum stehen dabei vor allem spezielle Blut- und Laborwerte wie Vitamin D-Spiegel, Mineralien, Spurenelemente, Hormone sowie Schilddrüsenwerte, die von spezialisierten (integrativen) Medizinern ausgewertet werden. Richtig interpretiert, bieten die Ergebnisse dann die Basis dafür, den Körper leistungs- und widerstandsfähiger zu machen, die Produktivität noch weiter zu steigern und letztlich so auch die Arbeit des Verstands deutlich zu verbessern.
Führungskräfte, die diese drei elementaren Gedanken verinnerlichen und umsetzen, werden sehr schnell feststellen, dass sie bereits massive positive Entwicklungen in Bezug auf ihre geistige und körperliche Leistungsfähigkeit erzielt haben. Diese sind dann auch die Basis dafür, sich selbst als Leader neu auszurichten und bessere Managementfähigkeiten und -Skills in ihre Organisation zu übertragen. Sie haben den ersten Schritt hin zu einem Mindful Leader gemacht – und sollten diesen Weg dann konsequent weitergehen.
Über den Autor:
Dr. Reiner Kraft ist Tech-Veteran mit über 25 Jahren Erfahrung als Digital-Innovator und Führungsperson - im Silicon Valley (IBM Research, Yahoo) und in Deutschland (Zalando, Yunar). Seine Erfahrungen bilden die Basis für den Mindful Leader-Ansatz.