Hör auf zu grübeln

Interview mit Heike Bollmann

PASSION@WORK Podcast - Episode 019

Silvia: Im heutigen Podcast habe ich eine wunderbare Frau als Expertin. Sie steht für ein buntes Leben – herzlich Willkommen Heike Bollmann. Heike, erzähl‘ mal, was war bis jetzt an deinem Tag bunt?

Heike: Vielen Dank für die Einladung! Ja, nachdem ich aufgestanden bin, ging ich in die Küche und die Sonne strahlte rein, alle Farben meiner Wohnung wurden auf das Hellste erleuchtet. Für einen Moment stand ich da und dachte „WOW“.

So war da aber nicht immer in meinem Leben, deshalb habe ich auch diesen Namen gewählt. „Bunter leben“ ist für mich mehr als nur das, was es sagt, sondern es ist für mich auch tatsächlich Programm. Ich habe nämlich früher viel schwarz-weiß gehabt, vielmehr sogar dunkle Phasen gehabt, deshalb freue ich mich heute umso mehr wieder mit viel Farbe am Leben teilzunehmen.

Heikes Lebensmotto

Silvia: Ich kann mir das sehr gut vorstellen, wie ein Prisma, wie ein Regenbogen in deiner Wohnung. Es ist schön, dass du dich vor allem über Kleinigkeiten freust. Ich bin auch jemand, der sehr achtsam im Alltag ist. Magst du uns sagen, welche Werte du heute hast? Werte charakterisieren ja den Menschen, woran glaubst du? Wie kam es zu diesem „bunter leben“? Du meintest, es war nicht immer so, aber ich sage dann immer, es ist gut so, dann weiß man, was man dann hat.

Heike: Definitiv. Jede Erfahrung im Leben hat seine Bewandtnis. Manchmal stellt man sich rückwirkend die Frage, warum man es nicht viel früher schon anders gemacht, gesehen, gelebt hat. Es ist aber so, dass das Leben einfach seinen Weg gehen wird, am Ende des Tages auch seinen Weg findet. Ich habe ein Lebensmotto, was mich über viele Jahre intensiv begleitet hat und auch heute noch eine hohe Relevanz hat, das ist „Alles wird am Ende gut und ist es nicht gut, dann ist es noch nicht das Ende.“

Silvia: Du bist jemand, der mit Zuversicht durch das Leben geht und denkt, falls es Schicksalsschläge gibt, hat es einen guten Grund. Es passiert ja oft, dass man im Nachhinein merkt, welchen Sinn alles hat.

Heike: Ich bezeichne eine Krise wie eine Welle, wie in einer Veränderungskurve, wo man sich unten im Tal befindet und die Kunst ist es, dort zu bestehen. Das war auch für mich kein Selbstläufer, ich hatte eine Phase, da wollte ich aussteigen, da hatte ich keine Hoffnung. Aber tatsächlich gibt es immer irgendwo einen kleinen Funken und das war für mich dieses Motto.

Der Weg zum Burnout

Silvia: Ich kenne viele Männer und Frauen mit Bold Stories. Du meintest ja, du hattest dunkle Phasen, jetzt ist es bunt. Wie bist du dahin gekommen? Was waren deine Herausforderungen und wann gab es deinen AHA-Moment? Hat dir jemand dabei geholfen?

Heike: Es ist ein wichtiger Weg, den jeder für sich selbst gehen muss. Mein Weg ist natürlich kein Standard, ich kann aber über die Möglichkeiten erzählen.

Auf meinem Instagram-Kanal ist bspw. aktuell das Thema „Hör auf zu grübeln“, das ist für mich eine Essenz, wenn es darum geht, aus einem Loch herauszukommen. Was passiert eigentlich mit Grübeln? Gedanken kommen immer wieder, man ist in einer Schleife, es wird zum Programm. Wenn man das Grübeln nicht unterbricht, läuft man wie in einer Spirale nach unten und fühlt sich immer schlechter.

Ich kam von einem Leben, wo ich mich erfüllt gefühlt hatte, mit einem tollen Job, ich konnte viel gestalten, mich verwirklichen, konnte wachsen und habe viel Anerkennung bekommen. Auch im Privatleben war ich glücklich, war verheiratet und irgendwann ist es gekippt. Die Arbeit wurde immer mehr, die Freude ging zurück.

Gestalten, lieben, helfen

Silvia: War es ein schleichender Prozess? Grübeln kennt man doch eigentlich als etwas Gutes. Es gibt diesen Spruch aus meiner Kindheit „Erst grübeln, dann dübeln.“

Heike: Es war tatsächlich ein schleichender Prozess. Lange Zeit habe ich es nicht wahrgenommen, man versucht weiterzumachen, zu bestehen und nach außen hin die Fassade zu behalten. Das gelingt auch erstaunlicherweise gut, weil man diese Energie hat.  Sehr lange konnte ich es überspielen, doch die Energie, die es dabei benötigt hat, wurde immer weniger und strengte mich an – innerlich wurde ich leerer bis ich irgendwann umgekippt bin und in der Klinik mit Depressionen gelandet lag. Ich hatte Burnout.

Ich kam raus durch das Meditieren, das war Teil des Programms. Das hat mir geholfen, ich habe zu mir selbst gefunden und meine eigenen Bedürfnisse kennengelernt: Gestalten, lieben, helfen.

Danach ging es darum mein Lebenskonzept umzubauen, sodass ich nach meinen Bedürfnissen leben kann. Dafür musste ich erstmal die Brocken beseitigen, d.h. ich habe meinen Job aufgeben, meine Karriere, viele Menschen, meine Heimat. Ich habe angefangen meine Träume zu leben, bin aber auch gescheitert und bin wieder aufgestanden.

Das neue Leben